Samstag, 8. Mai 2010

Das Theater Fadenschein zu Gast

Am Sonntag sah ich ein Gastspiel des "Theater Fadenschein " aus Braunschweig. 
M.Nöck Gebhardt-Seele spielte 
" Die kleine Zauberflöte" 
für Kinder ab 4 Jahren. Es war wirklich bezaubernd schön!
Nicht nur die Kinder waren begeistert, auch viele Erwachsene strahlten, als sie aus dem Zuschauerraum kamen. Eine Dame aus Dassel war das erste Mal im Theater der Nacht.
" Das muß ich unbedingt aufschreiben!" sagte sie. Und heute flatterte mir ein Bericht von ihr mit der Post ins Haus. Er ist lang, aber ich möchte ihn allen Bloglesern nicht vorenthalten, denn er spiegelt wieder, was viele empfanden. Und hier ihr Bericht:

Einmal ist immer das erste Mal. Auf das Theater der Nacht war ich seit langem gespannt. Heute sollte der Besuch Wahrheit werden. Also auf nach Northeim!

Bereits vor dem Theater beginnt das Märchen. Ein Hexenhaus der Neuzeit stand da vor mir, verwinkelt, verschachtelt, kurios und gleichzeitig anheimelnd. Die Neugierde ist vollends geweckt. Also hinein. Ich halte die Luft an. So muß 1001 Nacht beginnen.


Heute steht "Die kleine Zauberflöte" frei nach Mozart (sehr frei stelle ich fest)  auf dem Spielplan. Kindervorstellung - das kann ja heiter werden. Und das wurde es dann auch.
Im Foyer erklingen die Töne des Alphorns, die den Beginn der Vorstellung ankündigen. Der schwere Vorhang zum Saal öffnet sich.
Aber das Wort Saal paßt so gar nicht. Stellen Sie sich vor: Dunkelblauer Sternenhimmel, der durch 
zig Minilämpchen zum Strahlen gebracht wird. Neben den dunkelblauen Polstersesseln zusätzlich kuriose Sitzmöbel, die durch kunstvolle, eigenwillige Bezüge und Formgebung an Fantasiegestalten erinnern. Einen davon möchte ich am liebsten mit nach Hause 
nehmen ...  Die Sitzreihen sind nach hinten ansteigend, ein Riese als Vordermann also kein Problem.
Eine nette Dame mit zauberhaftem Lächeln und Duttfrisur begrüßt uns herzlich.
Es kann losgehen.  Mein Herz schlägt etwas schneller. Der Zauber kann beginnen. Mit mir halten viele Kinder und Eltern die Luft an. Wir werden alle sehr, sehr still.
Und der Erzähler beginnt:
Vor sehr langer Zeit herrschte am Himmel ein heilloses Chaos. Wie so oft: Frau und Mann sind sich nicht einig. Sie - die Königin der Nacht - möchte, dass es nie Tag auf Erden wird. Er - der König des Tages - liebt das Licht. Aber immer nur Tag oder immer nur Nacht, das geht nicht gut. Die Menschen und die Tiere sind unzufrieden und verzweifelt.
Königin und König streiten sich ununterbrochen. Das ginge ja noch, wenn beide nicht Kinder hätten. Die Königin eine Tochter mit Namen Pamina und der König einen Sohn namens Tamino. Und diese beiden lieben sich heiß und innig und möchten gern für immer beisammen sein.
Wenn, ja wenn die Eltern das nicht verhindern würden.
Die ganze Szenerie wird sorgenvoll beobachtet von Papageno, dem schon seine zwei gelben Haarsträhnen zu Berge stehen. Sein Entschluß steht fest: Allen muß geholfen werden! 
Papageno wird schnell klar, dass er das Problem nicht allein lösen kann. Die kluge Spinne muß ihm einen Rat geben.
"Spinne, wo bist du? Zeig dich, du mußt mir helfen!"
Das Tierchen läßt sich von rechts oben herunter, aber Papageno schaut nach links. Die Kinder sind voll bei der Sache. "Nein, nein, auf der anderen Seite!" So geht das einige Male im Seitenwechsel hin und her, bis Papageno endlich das Spinnentier befragen kann. Und sie weiß natürlich Rat: "Feuer - Wasser - Luft - und Erde!" rät sie. Papageno ist ratlos. Wie ist das zu verstehen? 
"Wem es gelingt, diese vier Elemente furchtlos zu durchschreiten, unerschrocken das eigene Leben zu wagen, der schafft es. Wem es gelingt, sich in den Rhythmus dieser Elemente, dieser Naturgewalten, einzustimmen und mit ihnen im Gleichklang zu sein und sie dadurch zu besänftigen, der soll in Zukunft alleiniger Herrscher über Tag und Nacht sein."
Wer wäre für diese Prüfung besser geeignet als die Liebenden Pamina und Tamino. Beide sind bereit dazu.
Der Vorhang zur Unterwelt, dem Inneren der Erde, öffnet sich.
"Halt!" ruft Papageno ihnen nach. "Nehmt meine Zauberflöte mit! Ihre sanften Töne werden die Naturgewalten besänftigen.!"
Tamino beginnt zaghaft ein leises Lied zu spielen. Im Inneren der Erde rumort es gewaltig. Es ist wie ein Auflehnen gegen die Eindringlinge. Doch die beiden Liebenden lassen sich davon nicht abschrecken. Tamino spielt tapfer auf seiner Flöte weiter. Und siehe da, die Erde wird ruhig. Stille! - Die erste Probe ist bestanden,
noch drei liegen vor den Königskindern. Als nächstes muß ein gewaltiger Wasserfall unterschritten werden. Die Spannung bei den Kindern im Zuschauerraum wächst erneut. Aufgeregte Stimmen sind zu hören. Kinderherzen klopfen. Alles wird urplötzlich mucksmäuschen still. Doch auch diese Aufgabe wird mit Hilfe des Flötenspiels mit Bravour gelöst. Ein Aufatmen im Zuschauerraum.
Und so schafft es das Lied der Zauberflöte auch, die Stürme und wilden Winde zu bändigen.
Die schwierigste Prüfung steht noch bevor. Ein gewaltiges, loderndes, knisterndes Feuer schlägt den beiden entgegen. Ein richtiges Inferno auf der Bühne!


Wie werden die Kinder und erst recht Pamina und Tamino damit fertig? Unerschrocken mit viel Mut und vor allem mit Einstimmung auf die Melodie des Feuers durchschreiten sie das Flammenmeer. Diese legen sich wie zahme Schäfchen - und der Spuk hat ein Ende. Die Zuschauer sind sichtlich erleichtert und vor allem leuchten die Augen der zahlreichen Kinder. Jeder hat ja schließlich durch Daumendrücken, Zurufe und gute Ratschläge mitgeholfen und mitgelitten.
Die Königin der Nacht und der König des Tages loben dann auch ihre Kinder Pamina und Tamino. In liebevollem Ton übergeben sie beiden die Herrschaft über Tag und Nacht. Und weil die Königskinder klüger als die Eltern sind, ist fortan ab Äquator auf der einen Seite Tag und der anderen Seite Nacht. Oder umgekehrt, oder wie auch immer. Oder im Osten geht die Sonne auf, wenn sie im Westen untergeht.
Menschen, Tiere und Pflanzen sind damit natürlich sehr zufrieden. Pamina und Tamino sind nun ein glückliches liebendes Paar. Ist das nicht ein glückliches Ende?

Mit einem Lächeln fahre ich zurück gen Solling. Eine aufregende, neue Liebe begann heute für mich - die Liebe zum Figurentheater!

Mit Dank an ein wunderbares Theater
Renate Stephan

Montag, 3. Mai 2010

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus ....

Vor einigen Tagen war ich mal Mäuschen in der Werkstatt des Theaters der Nacht. Da tut sich so allerhand. Hier entstehen die Darsteller für die nächste Premiere, dem Karneval der Tiere. Das Krokodil bekommt gerade seinen ersten Anstrich. 
Und Anna näht den frisch gestopften Balg eines edlen Federviehs zusammen und prüft danach die Proportionen, während der Meister gerade den Schnabel dazu feilt.
Dann wird mir angst und bange, denn ich begegne dem König der Tiere. Zum Glück fehlen ihm noch die Zähne. Aber er bewegt sich schon prächtig und der Meister ist ganz zufrieden.


Sichtlich Spaß haben die beiden ja auch mit den verrückten Hühnern, für die hier gerade ein Nest gebaut wird.


Der Gockel sollte nur nicht so stolz sein, sondern lieber etwas vorsichtiger, denn da schleicht sich schon etwas Gefährliches an ihn heran. Darum verlasse ich jetzt  fluchtartig die Werkstatt.